Art Director
Yangzom & Sonam
Courage and love form the basis of a family story that has long since made it beyond their own four walls and into the world. It is the journey of three women who, despite all of life's hardships, have grown towards the good.
Interview, as part of my charitable work in the editorial department of tibetfocus (GSTF)

Foto: Gabriel Hill
Geschichten erzählen
Draussen lässt das graue Maiwetter den Regen gegen das Fenster prasseln. Neben meinem Laptop liegt ein Buch mit abgegriffenen Ohren, das 416 Seiten umfasst. Drei Frauen sind darauf abgebildet, drei Generationen, wie man beim Lesen des Einbands erfährt. Das Buch muss ein Jahrzehnt alt sein. Wenn Augen die Fenster zur Seele sind, sind Bücher die Türen zum Leben – zu Geschichten, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen.
Mein Herz pocht bei dem Gedanken und eine Sekunde später schauen mir zwei dieser drei Gesichter über den Bildschirm entgegen. Es wird ein virtuelles Treffen, da Yangzom Brauen in
Los Angeles und Sonam Brauen in Bern wohnt. Wie geht das wohl mit der Distanz?
„Wir versuchen uns trotzdem sicher zwei Mal im Jahr zu sehen. L.A. ist am anderen Ende der Welt. Aber ich hätte diese Karriere in Europa nicht machen können. Es ist wahrhaftig das Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, sagt Yangzom. Ihre Karriere als Schauspielerin hat sie als Sprungbrett für ihre vielen weiteren Talente genutzt; im Moment arbeitet sie vor allem als Regisseurin. Ihre Mutter, Sonam, ist freischaffende Künstlerin und arbeitete auch einige Jahre in den Staaten. Sie ergänzt den Gedanken ihrer Tochter: „Man kann einfach keine Fehler machen. Ideen die ich in der Schweiz hatte, konnte ich erst in meinem Studio in New York realisieren. Die Leute sind so offen.“
Doch fangen wir doch vorne an – oder auf jeden Fall an einem der vielen Anfänge, die diese Geschichte miteinander verweben. Die Distanzen waren nicht immer so gross, denn aufgewachsen ist Yangzom in der vergleichsweise kleinen Stadt Bern, mit ihrem Bruder Tashi und ihren Eltern, Sonam und Martin Brauen. Aber da fehlt noch jemand. Meine Augen gleiten über den Einband des Buches, wo neben Yangzom und Sonam auch noch eine dritte Frau abgebildet ist: Die Grossmutter.
„Meine Mutter war eine Geschichtenerzählerin“, sagt Sonam“, immer hatte sie eine Geschichte auf Lager. Und irgendwann, als Yangzom und Tashi genug alt waren, hat sie auch die Geschichte der Flucht aus Tibet und der chinesischen Invasion erzählt.“
Eine aussergewöhnliche Frau, mit einem aussergewöhnlichen Leben, das den Grundstein für die Familiengeschichte legte. Die Erinnerungen daran leben in der Tochter und der Enkelin weiter.
Aber nicht nur das. „Eisenvogel“ zitiert die Titelseite des Buches, das seinen Weg in mein und viele weitere Bücherregale geschafft hat – und somit die Geschichte verewigt.
„Als Yangzom unsere Geschichte niederschreiben wollte, fragte ich mich, wie man damit ein ganzes Buch füllen sollte“, meint Sonam lachend. „Ausserem fragten wir uns auch, ob wir das
wirklich preisgeben wollten, nicht verschönert, sondern so wie es passiert ist. Yangzom und mein Mann haben dann gesagt, dass das Buch ehrlich sein muss.“
Das gesamte Interview – einschließlich der Abschnitte „Aufarbeiten“ und „Weiterkämpfen“ – ist in der 160. Ausgabe von tibetfocus zu finden.